GEFÜHLE UND EMOTIONEN

23.02.2020

Unsere Gefühle können uns ganz schön durcheinander bringen und unsere Welt Kopf stehen lassen. Wir müssen uns ihnen aber nicht hilflos ausliefern und darauf hoffen, dass alles schnell wieder vorbei geht. Wir können uns unsere Gefühle ansehen, sie wahrnehmen und für uns als Botschaft oder Information nutzen. Wir sind aber nicht unsere Gefühle, wir haben Gefühle, und dürfen diese beizeiten auch getrost wieder loslassen...

Emotionen und Gefühle sind nicht das Gleiche!
Emotionen sind (laut Definition) gattungsgeschichtlich entstandener Mechanismen. Es sind innere Grundlagen, die in der menschlichen Psyche in allen Kulturen gleichermaßen anzutreffen sind (zB. Lachen=Freude/Weinen=Trauer). Sie lassen sich nicht unterdrücken und treten effektartig auf.
Die sieben Basisemotionen nach Paul Ekman (geb. 15.02.1934, US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe) sind: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung.

Nach Martin Dornes (geb. 10.12.1950, deutscher Soziologe, Psychologe und Psychotherapeut) sind Basisemotionen Freude, Interesse-Neugier, Überraschung, Ekel, Ärger, Traurigkeit, Furcht, Scham und Schuld.

Ich habe nicht Psychologie studiert (wollte ich aber mal...), aber für mich gehören Scham und Schuldgefühl nicht zu den Basisemotionen, sondern zu denen, die uns seit Jahrhunderten "gattungsgeschichtlich eingetrichtert" wurden. Und wem, außer mir ist aufgefallen, dass die Menschheit offensichtlich mit MEHR negativen Basisemotionen leben muss, als mit Positiven? Also ich sag da jetzt einfach mal, "nein, das glaub ich nicht!!" dazu.

Für mich sind Basisemotionen, Emotionen, die so grundlegend sind, dass alle Lebewesen (man beachte hier besonders die Babys!) sie wahrnehmen können. Und ALLE Lebewesen (also auch ALLE Tiere und Pflanzen) können grundsätzlich unterscheiden, ob sich etwas GUT anfühlt, oder ob sich etwas SCHLECHT anfühlt.

Somit gibt es für mich nur 2 Basisemotionen:

  1. Die "fühlt sich gut an-Emotion", oder "mag ich", oder "juhu!"
  2. Die "fühlt sich schlecht an-Emotion", oder "mag ich nicht", oder "scheiße"

Übrigens, im 4. Jh. VOR! Chr. unterschieden die Kyrenaiker ebenfalls nur zwei Aspekte: Unlust und Lust.

Alles andere, sind für mich Versuche, dem Kind einen Namen zu geben. Warum auch sonst sind wir uns nicht einig in der Kategorisierung unserer Emotionen...
Gehen wir einfach davon aus, es gibt nur 2 Basisemotionen ("juhu" und "scheiße"), nur um die Sache nicht noch komplizierter zu machen....
Aus diesen zwei Basisemotionen entstehen unsere Gefühle! Also: Unsere Emotionen sind eine Grundlage für die darauffolgenden Gefühle.

Ein Beispiel:
Der Hund einer alten Dame wird in Ihrer Anwesenheit von einem Auto überfahren und stirbt:

Die Basisemotion der alten Dame: "Scheiße"
Die daraus resultierenden Gefühle: tiefe Trauer, Verzweiflung

Die Basisemotion des Autofahrers, der den Hund totgefahren hat: "Scheiße"
Die daraus resultierenden Gefühle: Schuldgefühl, Scham (und hoffentlich Mitgefühl für die alte Dame).

Die Basisemotion eines Passanten: "Scheiße"
Die daraus resultierenden Gefühle: Ekel (weil der Hund nicht gerade appetitlich aussieht) und vielleicht auch Verachtung für den unachtsamen Autofahrer.

Die Basisemotion eines anderen Autofahrers, der wegen des Unfalls anhalten muss: "Scheiße"
Das daraus resultierende Gefühl: eventuell Ärger darüber, dass er jetzt zu spät zu einem wichtigen Termin kommt.

Wir können die Münze auch umdrehen und die "fühlt sich gut an-Emotion" näher ansehen:
Ein Baby wurde geboren (und alles ist gut gegangen)!

Die Basisemotion der Mutter: "Juhu"
Die daraus resultierenden Gefühle: Freude, Erleichterung, Sanftheit

Die Basisemotion des Vaters: "Juhu"
Die daraus resultierenden Gefühle: Stolz, Fröhlichkeit, Verbundenheit

Die Basisemotion der Hebamme: "Juhu"
Die daraus resultierenden Gefühle: Fürsorge, Mitgefühl, Zufriedenheit

Eine Situation erzeugt also immer dieselbe Basisemotion, aber individuelle Gefühle. Die Gefühle sind davon abhängig, welche Rolle wir in der Situation spielen und wie wir zu der Situation stehen.

Situationen, können aber auch konträre Basisemotionen hervorrufen:
Die Situation: Du gehst im Wald spazieren und plötzlich steht ein Bär vor dir.

Deine Basisemotion: "Scheiße"
Die draus resultierenden Gefühle: Angst, Panik, Verzweiflung und eine nasse Hose.

Die gleiche Situation, nur geht diesmal der Wilderer im Wald spazieren und trifft auf den Bären.
Die Basisemotion: "Juhu" (und drückt ab)
Die daraus resultierenden Gefühle: Begeisterung, Stolz, Selbstbewusstsein

Sehen wir uns noch einmal das Beispiel der alten Dame und dem Hundeunfall an:
Es wäre ja durchaus im Bereich des Möglichen, dass die alte Dame ihren Hund nicht wirklich liebhatte, vielleicht war er ihr sogar lästig. Der Unfall löst also im Grunde ihr Hundeproblem. Die Basisemotion wäre in dem Fall (ein kaum wahrnehmbares) "juhu" gewesen. Die alte Frau wird sich aber nicht hinreißen lassen, tanzend und lachend um den Hund zu springen um ihre neu gewonnenen Freiheit zu zelebrieren - nein, das wäre unpassend (hat man uns beigebracht). Deshalb folgen dem leisen "juhu" auch keine positiven Gefühle, wie Erleichterung und Freude, sondern heftige Schuldgefühle. Die Basisemotion passt hier mit den darauffolgenden Gefühlen nicht zusammen - ein Gefühlschaos entsteht.

Gefühle sind also etwas sehr Individuelles. Sie sind immer von der Situation und der Einstellung des jeweiligen Menschen zu dieser Situation abhängig. Und da ist der springende Punkt! Es liegt an UNSERER EINSTELLUNG, welche Gefühle sich auftun!
Alles was wir bisher gelernt und erfahren haben, all unsere Prägungen und Muster, lassen uns fühlen, was wir eben in bestimmten Situationen fühlen.
Erinnere dich an eine Situation, in der du mit dem Auto im Stau stehst und du es ziemlich eilig hast.... Welche Gefühle/Gedanken kommen hoch?
Welche Gedanken auch in diesem Moment hochkommen, sie haben alle etwas gemeinsam: Sie drücken deinen Stress und Ärger über die bestehende Situation aus.

Das Dumme ist: Stress und Ärger werden den Stau nicht auflösen. Du kannst dich GRÜN und BLAU ärgern über diese Situation - es wird sich nichts daran ändern. Du musst warten, bis sich der Stau auflöst.

Das Gute ist: Du kannst selbst entscheiden ob du dich in der Zeit des Wartens ärgern möchtest oder ob du in dieser Situation an etwas denkst, das deinen Ärger verschwinden lässt.

Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist Deine Einstellung zum Problem.
Verstehst Du?
Captain Jack Sparrow

An was soll ich denken, was lässt meinen Ärger, meinen Stress verschwinden??

Ganz einfach: RUHE und GELASSENHEIT

Nichts bringt dich mehr zur Ruhe als die Ruhe selbst! Die Energie der Ruhe ist genau dafür da!

Wie soll das funktionieren??

Ganz einfach: Ruhe ist Energie (wie auch alles andere Energie ist), die du anzapfen kannst! Wenn wir uns auf Ruhe und Gelassenheit konzentrieren, ziehen wir die Energie der Ruhe und Gelassenheit an (Die Energie folgt den Gedanken).

Ziehen wir einen Vergleich:
Elektrizität ist ebenfalls Energie. Sie ist da, obwohl wir sie nicht sehen können, und wir können sie nutzen, indem wir sie bündeln und in Leitungen "festhalten".
Elektrizität war immer schon da - wir mussten sie nicht erfinden, sondern entdecken. Wir haben über die Jahre "nur" gelernt, die Energie der Elektrizität für unseren Vorteil einzusetzen, indem wir sie gebündelt haben.
Und genau wie wir gelernt haben, die Elektrizität zu nutzen, können wir lernen, andere Energien, wie die Energie der Ruhe, zu nutzen. Wir müssen sie nur bündeln (= uns darauf konzentrieren).

Das funktioniert in etwa so:
Um einen Staubsauger dazu zu bringen, seinen Job zu erledigen, musst du den Staubsauger holen, den Stecker in die Dose stecken und den Einschaltknopf drücken. Du musst nichts anderes tun, als den Staubsauger hin- und her und auf- und ab zu bewegen.... Immer wieder, solange bis die ganze Wohnung sauber ist.

Ungefähr genauso können wir Ärger in Ruhe und Gelassenheit verwandeln.
Du musst aber bereit sein, etwas dafür zu tun - genauso wie du bereit bist, den Staubsauger in die Hand zu nehmen und auf und ab zu fahren...

1) Nimm den Staubsauger aus dem Kasten, dem Abstellraum oder wo immer du ihn aufbewahrst, und stelle fest: Es ist (noch immer) ein Staubsauger!
Mach das gleiche mit deinen Gedanken: wann immer du dich ärgerst (egal über was), hole deine Gedanken aus deinem Gehirn - mache sie dir bewusst - sieh sie dir an und stelle fest: Es sind (womöglich negative?!) Gedanken!

Beobachte künftig deine Gedanken in allen Lebenssituationen, in denen du eine Veränderung wünscht, weil du dich nicht gut dabei fühlst! Du kannst diese Gedanken aufschreiben, oder du nimmst sie einfach bewusst wahr - ganz egal!

2) Steck den Stecker vom Staubsauger in die Steckdose und drücke den Einschaltknopf.
Heißt so viel wie: Denke an etwas, was deine bestimmte Situation verbessern kann. (aus unserem Beispiel: Ruhe und Gelassenheit)

3) Bewege nun den Staubsauger hin und her und auf und ab... solange bis der gesamte Staub im Beutel verschwunden ist.
So wie du den Staubsauger hin und her bewegst, bewege nun deine Gedanken zwischen RUHE und GELASSENHEIT hin und her, auf und ab, immer wieder. Solange bis Ärger und Stress verschwunden sind!

Du kannst natürlich auch an Wörter denken, die für dich passender sind oder du denkst an eine bestimmte Situation, in der du dich ruhig und gelassen fühlst.

Egal wie!- richte deine Aufmerksamkeit (FOKUS!) auf alle Fälle auf all die Dinge und Wörter, die dir helfen, solange, bis du dich gut fühlst!

Entscheide dich für...
...Ruhe, Gelassenheit, Vertrauen, Ausgeglichenheit, Entspannung, Heiterkeit, Harmonie, Frieden, Ausgelassenheit, Beschwingtheit, Lebendigkeit, Fröhlichkeit, Optimismus, Sicherheit, Glücklichsein, Sorgenfreiheit, Mitgefühl, Sanftheit, Akzeptanz, Verbundenheit, Wertschätzung, Begeisterung, Entschlossenheit, Mut, Selbstbewusstsein, Tapferkeit, Geborgenheit, Offenheit, Aufrichtigkeit, Freude...

Lass negativen Gefühlen (wie Ärger, Wut, Stress, Aggression, Frust, Rücksichtslosigkeit, Zorn, Entmutigung, Enttäuschung, Kränkung, Hoffnungslosigkeit, Schuld, Unzufriedenheit, Zweifel, Arroganz, Hochmut, Überheblichkeit, Gier, Intoleranz, Neid, Gleichgültigkeit, , Misstrauen...) nicht so viel Platz! Wenn sie überhandnehmen, ziehen sie dich gnadenlos runter. Wenn du zu viel Zeit mit deinen negativen Gefühlen verbringst machen sie dich körperlich, wie geistig krank.

Abgesehen von den Gefühlsausbrüchen in Extremsituationen (Hundeunfall, Baby, Bär im Wald, Stau), gibt es auch Gefühle, die wir immer mit uns herumtragen, die uns oft aber nicht bewusst sind, weil wir sie wahrscheinlich irgendwann verdrängt oder erst gar nicht zugelassen haben (wie die Dame mit dem toten Hund und der neu gewonnen Freiheit). Oder vielleicht auch Gefühle, die man nicht wirklich begründen kann, die aber einfach da sind (Traurigkeit, Zorn, Schuldgefühle, Niedergeschlagenheit...).

Die schlechte Nachricht!
Genau wie wir falsche Gedankenmuster in uns tragen, tragen wir auch falsche Gefühlsmuster in uns.

Die gute Nachricht!
Gefühle entstehen im Gehirn. Sie werden im sogenannten limbischen System hervorgerufen und verarbeitet. Das Gehirn spielt also eine tragende Rolle, wenn es um die Wahrnehmung unserer Gefühle geht! UND: wir können unser Gehirn selbst beeinflussen!
Unsere Gefühle sind eng mit unseren Gedanken verknüpft! Wenn ich an etwas Schönes denke, fühle ich mich gleichzeitig gut. Wenn ich an etwas Schlechtes denke, fühle ich mich auch dementsprechend!

Wir erschaffen unsere Probleme selbst, weil unsere negativen Prägungen, Einstellungen, Gedankenmuster und Gefühle (ganz wie von selbst) GEGEN uns arbeiten. Halte dir immer vor Augen, dass das nicht deine Gedanken und Gefühle bleiben müssen. Du kannst sie jederzeit verändern!

WIE? indem wir, all unsere Gedanken und Gefühle aufspüren und wahrnehmen, um sie schlussendlich verändern bzw. beeinflussen zu können (Staubsauger!)

ACHTE AUF DEINE GEDANKEN!

Der Mensch hat am Tag ca. 60.000 Gedanken.

Davon sind nur etwa 3% hilfreich und unserer physischen und psychischen Gesundheit dienlich.

Der Rest (97%!!) ist meistens destruktiv und schädlich für unser Wohlbefinden!